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15 Min Lesezeit
13. Oktober 2025

Die perfekte Preisliste: So gestaltest du sie kundenfreundlich

Deine Preisliste ist mehr als eine Aufzählung von Preisen. Lerne, wie du sie als Verkaufstool nutzt.

DA

Daniel Zutavern

Gründer & CEO

Die perfekte Preisliste: So gestaltest du sie kundenfreundlich

Die unterschätzte Geheimwaffe: Warum deine Preisliste über Erfolg oder Misserfolg entscheidet

Der erste Eindruck zählt – und er kostet dich vielleicht gerade Kunden

Stell dir vor: Eine potenzielle Kundin betritt deinen Salon. Sie schaut sich um, nimmt die Atmosphäre auf, mustert die Einrichtung. Dann greift sie zur Preisliste. In diesem Moment entscheidet sich oft alles. Nicht später, wenn du ihr die Haare wäschst. Nicht, wenn sie das Ergebnis im Spiegel sieht. Sondern jetzt, in diesen wenigen Sekunden, in denen sie versucht zu verstehen, was du anbietest und was es kostet.

Die meisten Salonbesitzer investieren Tausende Euro in Einrichtung, Produkte und Weiterbildung. Aber die Preisliste? Die wird zwischen Tür und Angel erstellt, in Word zusammengetippt, vielleicht noch schnell laminiert. Ein fataler Fehler.

Deine Preisliste ist nicht einfach eine Aufzählung von Leistungen und Zahlen. Sie ist ein Verkaufsinstrument, ein Markenstatement und oft der erste echte Kontaktpunkt mit Menschen, die noch nie bei dir waren. Sie entscheidet darüber, ob jemand denkt "Das klingt fair" oder "Das ist mir zu undurchsichtig". Ob jemand das Basis-Angebot bucht oder sich für das Premium-Paket entscheidet. Ob jemand wiederkommt oder zur Konkurrenz geht.

Warum die Preisliste mehr ist als eine Liste

Das Orientierungsbedürfnis verstehen

Menschen hassen Unsicherheit. Besonders wenn es ums Geld geht. Eine Studie der Columbia University zeigt, dass Kunden bei unklaren Preisstrukturen häufiger gar nicht kaufen, als sich für das vermeintlich Falsche zu entscheiden. Dieses Phänomen nennt sich "Choice Paralysis" – die Lähmung durch zu viele oder zu unklare Optionen.

Deine Preisliste kann dieses Problem lösen oder verstärken. Sie gibt Kunden das Gefühl von Kontrolle. Wer versteht, was er bekommt und was es kostet, fühlt sich sicher. Wer raten muss, fühlt sich unwohl. Und unwohle Kunden sind skeptische Kunden.

Positionierung ohne Worte

Bevor du auch nur "Guten Tag" sagst, hat deine Preisliste bereits kommuniziert, wer du bist. Ein zerknittertes Blatt mit Comic Sans sagt etwas anderes als eine elegant gestaltete Karte auf schwerem Papier. Niedrige Preise in einer langen Liste sagen etwas anderes als wenige, sorgfältig kuratierte Angebote im mittleren Preissegment.

Die Preisliste positioniert dich im Markt – ob du willst oder nicht. Die Frage ist nur, ob diese Positionierung bewusst geschieht oder zufällig.

Der stille Verkäufer

Ein guter Verkäufer führt Kunden zu höherwertigen Angeboten, ohne aufdringlich zu wirken. Er erklärt Mehrwert, weckt Begehrlichkeiten, macht Upgrades attraktiv. Deine Preisliste kann genau das tun – automatisch, bei jedem Kunden, ohne dass du etwas sagen musst.

Oder sie tut das Gegenteil: Sie versteckt deine besten Angebote, macht Premium unattraktiv und trainiert Kunden darauf, immer das Günstigste zu wählen.

Der Spiegel deiner Marke

Jedes Detail kommuniziert. Die Schriftart. Die Papierqualität. Die Art, wie Kategorien benannt sind. Selbst die Reihenfolge der Angebote erzählt eine Geschichte über dich, deinen Salon und deine Werte.

Ein Salon, der Nachhaltigkeit betont, aber eine Plastik-laminierte Preisliste verwendet, sendet widersprüchliche Signale. Ein Salon, der auf Handwerkskunst und Individualität setzt, aber eine 08/15-Vorlage aus dem Internet nutzt, untergräbt seine eigene Botschaft.

Die sieben Todsünden der Preislistengestaltung

Erste Sünde: Die Qual der Wahl

Du kennst das vielleicht aus dem Restaurant: Eine Speisekarte mit 200 Gerichten. Was passiert? Du blätterst hin und her, kannst dich nicht entscheiden, bestellst am Ende irgendetwas – oder das, was du immer nimmst. Die Vielfalt, die eigentlich beeindrucken sollte, führt zu Frustration.

Das gleiche Prinzip gilt für Preislisten. Eine Studie von Sheena Iyengar, Professorin an der Columbia Business School, demonstrierte das eindrucksvoll: Als ein Supermarkt 24 verschiedene Marmeladensorten anbot, probierten zwar viele Kunden, aber nur drei Prozent kauften. Bei nur sechs Sorten? Dreißig Prozent kauften.

Weniger Optionen bedeuten mehr Verkäufe. Das heißt nicht, dass du dein Angebot radikal kürzen musst. Aber die Preisliste sollte Struktur schaffen, nicht Chaos abbilden.

Zweite Sünde: Die Sprache der Insider

"Balayage Signature Treatment" – für dich als Profi völlig klar. Für Kunden? Ein Rätsel. Sie wissen vielleicht vage, dass Balayage irgendwas mit Strähnchen zu tun hat. Aber was genau? Und was macht dein "Signature Treatment" anders als normale Balayage?

Die gefährlichste Annahme in der Kommunikation ist, dass andere wissen, was wir meinen. Fachbegriffe mögen professionell klingen, aber sie schaffen Distanz. Kunden, die nicht verstehen, was sie buchen, buchen entweder gar nicht oder sind später enttäuscht, weil die Erwartung nicht zur Realität passte.

Das bedeutet nicht, dass du auf Fachbegriffe verzichten musst. Aber erkläre sie. "Balayage – die natürlich wirkenden Strähnchen, die aussehen wie von der Sonne geküsst" ist verständlich, weckt ein Bild, schafft Begehren.

Dritte Sünde: Die Überraschung an der Kasse

"Das Waschen kostet extra." "Bei Ihrer Haarlänge kommt ein Aufpreis dazu." "Das Styling ist nicht inklusive."

Jeder dieser Sätze ist ein kleiner Vertrauensbruch. Der Kunde hatte einen Preis im Kopf, jetzt ist es mehr. Selbst wenn die Aufpreise berechtigt und üblich sind – das Gefühl bleibt: "Die haben mich nicht ehrlich informiert."

Transparenz ist keine Nettigkeit, sondern betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Versteckte Kosten führen zu negativen Bewertungen, ausbleibenden Weiterempfehlungen und Kunden, die nicht wiederkommen. Der kurzfristige Mehrumsatz wird durch langfristigen Vertrauensverlust mehr als aufgefressen.

Wenn Aufpreise unvermeidlich sind, kommuniziere sie proaktiv. "Preise gelten für schulterlanges Haar. Längenzuschlag ab Brustlänge: 15€." Das ist fair, verständlich und verhindert unangenehme Gespräche.

Vierte Sünde: Das Design von gestern

Eine Preisliste, die aussieht wie 1995 erstellt, signalisiert mehr als nur mangelndes Designbewusstsein. Sie sagt: "Hier wird nicht in Details investiert." Und wenn nicht in Details investiert wird – wird dann in Qualität investiert? In Weiterbildung? In gute Produkte?

Design ist keine Oberflächlichkeit. Design ist Kommunikation. Eine moderne, klare Preisliste sagt: "Wir nehmen unsere Arbeit ernst. Wir achten auf Details. Wir entwickeln uns weiter."

Das bedeutet nicht, dass du einen Grafikdesigner engagieren musst. Aber es bedeutet, dass du dir Gedanken machen solltest. Canva bietet heute Vorlagen, die professioneller aussehen als das, was vor zehn Jahren nur Agenturen produzieren konnten.

Fünfte Sünde: Die Textwüste

Manche Preislisten sind das Gegenteil von zu wenig Information: Sie erklären alles, in epischer Breite, ohne Absätze, ohne Struktur. Das Ergebnis? Niemand liest sie.

Menschen scannen Dokumente. Sie suchen nach Ankerpunkten, nach Orientierung. Eine Preisliste ohne visuelle Hierarchie – ohne klare Überschriften, ohne Weißraum, ohne Betonung der wichtigen Elemente – ist wie eine Stadt ohne Straßenschilder.

Sechste Sünde: Die Angebotslücke

Deine Preisliste zeigt, was du kannst. Aber zeigt sie auch, was Kunden wollen? Viele Preislisten sind aus der Anbieterperspektive geschrieben: "Das sind meine Dienstleistungen." Statt aus der Kundenperspektive: "Das sind die Lösungen für deine Probleme."

Kunden kommen nicht für einen "Schnitt mit Waschen". Sie kommen, weil sie sich besser fühlen wollen. Weil sie bei einem wichtigen Termin gut aussehen möchten. Weil sie ihren Typ verändern wollen. Eine gute Preisliste spricht diese Bedürfnisse an.

Siebte Sünde: Die digitale Blindheit

Wann hat jemand zuletzt deine Website auf dem Smartphone besucht und die Preisliste gecheckt? Wenn die Schrift so klein ist, dass man zoomen muss, wenn die PDF nicht richtig lädt, wenn die Ladezeit ewig dauert – hast du potenzielle Kunden verloren, bevor sie je angerufen haben.

Mehr als sechzig Prozent aller Websitebesuche erfolgen heute mobil. Deine Preisliste muss auf einem Smartphone genauso funktionieren wie ausgedruckt im Salon.

Die Architektur einer verkaufsstarken Preisliste

Das Fundament: Klare Kategorien

Menschen denken in Kategorien. Dein Gehirn sucht automatisch nach Ordnung, nach Mustern, nach Strukturen, die es verarbeiten kann. Eine gute Preisliste nutzt das, indem sie logische Gruppen bildet.

Für einen Friseursalon könnten das sein: Schnitte, Farbe, Pflege, Styling, Specials. Für ein Kosmetikstudio vielleicht: Gesicht, Körper, Hände & Füße, Packages, Gutscheine. Die genaue Struktur hängt von deinem Angebot ab, aber das Prinzip ist universal: Mach es dem Gehirn leicht, Ordnung zu finden.

Innerhalb jeder Kategorie sollte ebenfalls eine Logik erkennbar sein. Von einfach zu aufwendig. Von günstig zu premium. Von einzeln zu Paket. Welche Logik du wählst, ist weniger wichtig als dass es eine gibt.

Die Beschreibungen: Verkaufen statt Auflisten

Hier liegt der größte ungenutzte Hebel der meisten Preislisten. Ein Beispiel:

Vorher:
Damenhaarschnitt – 45€

Nachher:
Klassischer Schnitt – 45€
Beratung, Haarwäsche mit Kopfmassage, präziser Schnitt, Styling. Ca. 45 Min.

Oder noch besser:

Premium Verwöhn-Schnitt – 65€
Nimm dir Zeit für dich. Ausführliche Typberatung, entspannende Haarwäsche mit fünfminütiger Kopfmassage, präziser Schnitt mit besonderer Liebe zum Detail, professionelles Finish-Styling. Ca. 60 Min.

Die zweite Version verkauft nicht nur eine Dienstleistung, sondern ein Erlebnis. Sie rechtfertigt den Preis, bevor die Frage nach der Rechtfertigung überhaupt aufkommt.

Die Zeitangaben: Unterschätzter Service

Zeitangaben auf der Preisliste erfüllen mehrere Funktionen. Sie helfen Kunden bei der Planung – wer weiß, dass die Balayage drei Stunden dauert, nimmt sich den Nachmittag frei. Sie setzen Erwartungen – und verhindern Enttäuschungen. Und sie rechtfertigen Preise – drei Stunden Arbeit kosten natürlich mehr als dreißig Minuten.

Für dich als Salonbetreiber sind Zeitangaben außerdem ein Planungsinstrument. Du kannst realistischer kalkulieren, wie viele Termine pro Tag möglich sind. Du vermeidest Engpässe und Überbuchungen.

Die Highlights: Lenke den Blick

Nicht alle Angebote sind gleich wichtig. Manche haben höhere Margen. Manche sind deine Spezialität. Manche möchtest du promoten, weil sie Folgegeschäft generieren.

Deine Preisliste sollte diese Prioritäten widerspiegeln. Durch Platzierung (oben schlägt unten, rechts schlägt links auf einer Doppelseite). Durch Design-Elemente wie Rahmen, Farben oder Icons. Durch Beschriftungen wie "Empfehlung" oder "Bestseller" oder "Neu".

Das ist keine Manipulation. Du hilfst Kunden, eine gute Wahl zu treffen. Und du hilfst deinem Geschäft, profitabler zu werden.

Die Psychologie der Preisgestaltung

Ankereffekt: Der Rahmen bestimmt die Wahrnehmung

Der Ankereffekt ist eines der robustesten Phänomene der Verhaltensökonomie. Vereinfacht gesagt: Die erste Zahl, die wir sehen, beeinflusst alle folgenden Bewertungen.

Wenn das erste Angebot auf deiner Preisliste 120€ kostet, wirkt alles danach günstiger – selbst wenn es objektiv teuer ist. Wenn du mit 25€ startest, werden 60€ als teuer wahrgenommen, obwohl sie es vielleicht nicht sind.

Die praktische Konsequenz: Zeige dein Premium-Angebot zuerst. Nicht versteckt am Ende, sondern prominent am Anfang. Nicht jeder wird es buchen – aber alle anderen Angebote profitieren vom Kontrast.

Decoy-Effekt: Die strategische dritte Option

Stell dir vor, du bietest zwei Pakete an:

  • Basis-Schnitt: 35€

  • Premium-Schnitt: 65€

Viele werden Basis wählen. Der Sprung zu Premium erscheint groß.

Jetzt füge eine dritte Option hinzu:

  • Basis-Schnitt: 35€

  • Komfort-Schnitt: 55€

  • Premium-Schnitt: 65€

Plötzlich wirkt Premium attraktiver. Der Unterschied zu Komfort ist nur 10€, aber man bekommt das Beste. Der Decoy (die mittlere Option) hat seine Aufgabe erfüllt: Er macht die Premium-Option zum "guten Deal".

Natürlich muss die mittlere Option auch für sich genommen sinnvoll sein. Aber du kannst sie so gestalten, dass Premium im Vergleich besonders attraktiv erscheint.

Charm Pricing: Die Magie der 9

49€ statt 50€. 99€ statt 100€. Funktioniert das wirklich?

Die Forschung sagt: Ja, aber mit Einschränkungen. Preise, die auf 9 enden, werden als günstiger wahrgenommen. Das Gehirn verarbeitet Zahlen von links nach rechts und gewichtet die erste Ziffer überproportional. 49€ fühlt sich näher an 40€ an als an 50€.

Allerdings signalisieren 9er-Preise auch "Schnäppchen" oder "Discount". Für einen Luxus-Salon, der Exklusivität ausstrahlen möchte, können runde Preise (50€, 100€, 200€) die bessere Wahl sein. Sie wirken selbstbewusst, nicht verhandlungsbedürftig.

Die Frage ist nicht, ob 9er-Preise funktionieren, sondern ob sie zu deiner Positionierung passen.

Bündelung: Mehr verkaufen, indem du weniger forderst

Ein Schnitt kostet 45€. Eine Pflege-Kur kostet 25€. Ein Styling kostet 20€. Zusammen: 90€.

Jetzt bietest du das "Verwöhn-Paket" an: Schnitt + Kur + Styling für 79€.

Für den Kunden ist das attraktiv – er spart 11€. Für dich ist es ebenfalls attraktiv: Du hast gerade den Durchschnittsbon von 45€ auf 79€ gesteigert. Auch wenn die Marge pro Einzelleistung sinkt, steigt der Gewinn pro Besuch.

Pakete haben noch einen weiteren Vorteil: Sie reduzieren die Entscheidungskomplexität. Statt dreimal "Ja" oder "Nein" sagen zu müssen, entscheidet der Kunde einmal. Und weil weniger Entscheidungen weniger Widerstand bedeuten, kaufen mehr Kunden.

Preisanker setzen durch Kontext

Die Wahrnehmung von Preisen ist relativ, nie absolut. 80€ für einen Haarschnitt kann günstig oder teuer wirken – je nach Kontext.

Du kannst diesen Kontext beeinflussen. Durch die Umgebung, die Erwartungen setzt. Durch die Art, wie du über deine Arbeit sprichst. Durch Elemente auf der Preisliste selbst: Ein Hinweis auf deine Ausbildungen, auf die verwendeten Premium-Produkte, auf die investierte Zeit.

Wenn Kunden verstehen, welchen Wert sie bekommen, relativiert sich der Preis. Die Preisliste ist der perfekte Ort, um diesen Wert zu kommunizieren – subtil, aber wirkungsvoll.

Design, das verkauft

Typografie: Lesbarkeit über alles

Für Preise gilt eine eiserne Regel: Sie müssen sofort und mühelos lesbar sein. Keine Schnörkelschriften. Keine zu kleinen Größen. Keine kontrastarmen Farbkombinationen.

Für den Rest der Preisliste hast du mehr Spielraum, aber Lesbarkeit sollte immer Priorität haben. Eine elegant-schlanke Schrift mag stylish aussehen, aber wenn Kunden blinzeln müssen, um "Balayage" zu entziffern, hast du verloren.

Achte besonders auf ausreichende Schriftgröße für ältere Kunden. Auch Menschen mit perfekter Sehkraft empfinden größere Schrift als angenehmer.

Weißraum: Der unterschätzte Luxus

Nichts signalisiert Qualität so subtil wie großzügiger Weißraum. Discounter quetschen möglichst viele Angebote auf möglichst wenig Platz. Premium-Marken lassen atmen.

Weißraum ist nicht verschwendeter Platz. Er ist aktives Designelement. Er lenkt den Blick, schafft Ordnung, reduziert kognitive Belastung. Eine Preisliste mit großzügigen Abständen wirkt hochwertiger als eine vollgestopfte – selbst wenn die Preise identisch sind.

Farben: Weniger ist mehr

Deine Preisliste sollte deine Markenfarben verwenden, aber sparsam. Ein oder zwei Akzentfarben plus neutrale Töne reichen völlig. Mehr wirkt unruhig und unprofessionell.

Achte auf Kontrast: Dunkle Schrift auf hellem Grund ist am lesbarsten. Helle Schrift auf dunklem Grund kann elegant wirken, ist aber anstrengender für die Augen – verwende es höchstens für kurze Überschriften, nicht für Fließtext oder Preise.

Hierarchie: Führe den Blick

Nicht alles auf deiner Preisliste ist gleich wichtig. Manche Informationen sollen sofort ins Auge springen (Kategorien, Angebotsname, Preis), andere sind unterstützend (Beschreibungen, Zeitangaben).

Schaffe visuelle Hierarchie durch Größe (wichtiger = größer), Gewicht (wichtiger = fetter), Position (wichtiger = oben/links) und Kontrast (wichtiger = auffälliger). Wenn alles gleich aussieht, findet das Auge keinen Halt.

Format: Print und Digital

Die gedruckte Preisliste im Salon und die digitale Version auf der Website haben unterschiedliche Anforderungen.

Gedruckt zählt Haptik: Ein schweres, mattes Papier fühlt sich wertiger an als dünnes Glanzpapier. Das Format sollte handlich sein – nicht zu groß, nicht zu klein. A5 oder ein quadratisches Format funktionieren oft gut.

Digital zählt Performance: Schnelle Ladezeit, mobile Optimierung, keine Notwendigkeit zu zoomen. Die Preisliste sollte als HTML auf der Website eingebunden sein, nicht nur als PDF zum Download. PDFs sind mobil oft schlecht lesbar und werden seltener geöffnet.

Idealerweise sind beide Versionen konsistent gestaltet, aber an ihr jeweiliges Medium angepasst.

Implementierung: Von der Idee zur fertigen Preisliste

Schritt 1: Inventur

Bevor du gestaltest, brauchst du Klarheit. Liste alle deine Dienstleistungen auf. Notiere aktuelle Preise, durchschnittliche Dauer, Häufigkeit der Buchungen, Gewinnmarge.

Identifiziere, was sich gut verkauft und was nicht. Überlege, ob es Leistungen gibt, die du nicht mehr anbieten möchtest – oder neue, die du einführen willst.

Diese Inventur ist die Grundlage für alles Weitere.

Schritt 2: Strukturierung

Gruppiere deine Leistungen in logische Kategorien. Überlege, welche Reihenfolge sinnvoll ist – sowohl der Kategorien untereinander als auch der Leistungen innerhalb jeder Kategorie.

Denke daran: Was oben steht, wird zuerst gesehen. Was zuerst gesehen wird, beeinflusst die Wahrnehmung von allem anderen.

Schritt 3: Formulierung

Schreibe Beschreibungen, die verkaufen. Nicht "Was bekommt der Kunde?" sondern "Was erlebt der Kunde? Was fühlt er danach?"

Nutze sensorische Sprache. "Entspannende Kopfmassage" ist besser als "Wäsche mit Massage". "Natürlich wirkende Strähnchen wie von der Sonne geküsst" ist besser als "Balayage-Technik".

Halte es trotzdem kurz. Zwei bis drei Zeilen pro Leistung sind meist genug.

Schritt 4: Pricing Review

Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, deine Preise zu überdenken. Nicht nur, ob sie kostendeckend sind, sondern auch, ob sie strategisch sinnvoll positioniert sind.

Ist dein Einstiegsangebot so günstig, dass Kunden nie upgraden? Ist dein Premium-Angebot so teuer, dass es niemand bucht – oder so günstig, dass es den Luxus-Charakter verliert?

Denke in Relationen, nicht nur in absoluten Zahlen.

Schritt 5: Design

Jetzt erst kommt das visuelle Design. Mit Canva, Adobe Express oder ähnlichen Tools kann heute jeder professionell aussehende Preislisten erstellen.

Wenn du unsicher bist, starte mit einer guten Vorlage und passe sie an. Besser eine angepasste Vorlage als ein dilettantischer Eigenversuch.

Hol Feedback ein, bevor du druckst. Von Kollegen, von Stammkunden, von Freunden außerhalb der Branche. Frische Augen sehen Fehler, die dir entgehen.

Schritt 6: Produktion und Distribution

Für Print: Investiere in Qualität. Online-Druckereien bieten heute exzellente Ergebnisse zu fairen Preisen. Wähle ein gutes Papier, achte auf sauberen Beschnitt.

Für Digital: Stelle sicher, dass die Preisliste auf allen Geräten funktioniert. Teste auf verschiedenen Smartphones. Optimiere Bilder für schnelle Ladezeiten.

Vergiss nicht, die Preisliste überall zu platzieren, wo potenzielle Kunden suchen: Website, Google Business Profile, Social Media, Bewertungsportale.

Schritt 7: Review-Zyklus

Eine Preisliste ist kein "Einmal erstellen und fertig"-Projekt. Plane regelmäßige Reviews ein – mindestens jährlich, besser halbjährlich.

Haben sich Kosten verändert? Gibt es neue Trends, die du abdecken solltest? Welche Leistungen werden nie gebucht und könnten gestrichen werden? Wo gibt es Feedback von Kunden?

Der ROI einer guten Preisliste

Lohnt sich der Aufwand? Die Zahlen sprechen für sich.

Höherer Durchschnittsbon: Kluge Bündelung und strategische Platzierung können den Durchschnittsumsatz pro Kunde um 15-30% steigern. Bei 20 Kunden pro Tag und 5€ mehr pro Besuch sind das 100€ täglich, 2.500€ monatlich, 30.000€ jährlich – nur durch eine bessere Preisliste.

Weniger Diskussionen: Eine transparente Preisliste reduziert Rückfragen und Beschwerden. Das spart Zeit und Nerven – für dich und dein Team.

Bessere Positionierung: Eine professionelle Preisliste zieht die richtigen Kunden an. Kunden, die Qualität schätzen statt nur nach dem günstigsten Preis zu suchen.

Höhere Weiterempfehlungsrate: Kunden, die positive Erfahrungen machen – inklusive Klarheit bei Preisen und Leistungen – empfehlen eher weiter. Und Empfehlungen sind die beste Neukundenquelle überhaupt.

Fazit: Die Preisliste als strategisches Instrument

Eine Preisliste ist nicht einfach eine administrative Notwendigkeit. Sie ist ein Verkaufsinstrument, ein Positionierungsstatement, ein Touchpoint mit enormem Einfluss auf Kundenwahrnehmung und Geschäftserfolg.

Die beste Preisliste verkauft nicht Dienstleistungen, sondern Transformationen. Nicht Haarschnitte, sondern Selbstvertrauen. Nicht Colorationen, sondern Ausdrucksmöglichkeiten. Nicht Treatments, sondern Wohlfühlmomente.

Sie ist klar, ehrlich, strategisch durchdacht und schön gestaltet. Sie macht es Kunden leicht, "Ja" zu sagen – und zwar zum richtigen Angebot.

Deine Preisliste verdient mindestens so viel Aufmerksamkeit wie dein Logo, deine Einrichtung oder deine Produktauswahl. Investiere die Zeit. Es lohnt sich.


Der beste Zeitpunkt, deine Preisliste zu überarbeiten, war vor einem Jahr. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.

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